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Biographien

Villinger und Schwenninger Schicksale

Viele der bisher in den Mahnwachen verlesenen Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus in Villingen und Schwenningen sind hier, oder über die linke Seitenleiste auswählbar.

Alphabetisch geordnet






Josef Haberer (31.01.1929-11.06.2013)

geb. 1929: 31.1. (einziges Kind von Berthold und Georgine)
in Villingen

Im 3. Reich
1935 kam er in die Schule.

Josef hätte auch zur HJ gewollt, wegen der Uniformen; aber das ging nicht

Die Nachbarskinder waren sehr nett; er spielte mit ihnen, es gab keinen Judenhass und es wurden keine Schimpfnamen verwendet; aber in der Schule wurden Steine geworfen und er bekam Schimpfnamen
Am 10.11.1938 brachte sein Vater ihn zur Synagoge, um die Zerstörung zu sehen:
Am 11.11.1938 kam er in die Schule; er merkte, dass an diesem Tag etwas Besonderes war, denn alle Schüler haben auf ihn gezeigt - an dem Tag wurden alle jüdischen Schüler aus der Schule gejagt. Das ergab für seine Eltern ein Problem: Was sollten sie mit ihm machen, denn sie waren arm und konnten ihn nicht in eine größere Stadt in die Schule schicken. Da sein Vater Kontakt mit jüdischen Organisationen hatte, bekamen sie ein Pflegekind (Eric Gaber) für etwas Entgelt. Über die jüdischen Organisationen hörte sein Vater etwas vom Kindertransport.

Im Dezember 1938 kam er auf den ersten Kindertransport nach England. Er fuhr mit dem Zug nach Holland; sein Vater brachte ihn bis zur Grenze.
In England war er von 1938 - 1946.
An die ersten Jahr in England kann er sich nicht erinnern; in der Erinnerung ist ein Loch, erst mit 12 Jahren (das wäre 1941) kann er sich wieder erinnern.

Die Mutter schrieb einen Brief aus Gurs, den er über das Rote Kreuz erhielt. Dadurch erfuhr er, dass sein Vater tot war. Vom Tod der Mutter erfuhr er erst nach dem Krieg.

November 1946 von England in die USA: Reise zum Bruder der Mutter; gest. 11.6.2013 in West Lafayette/US;

J. Haberer war 2009 in Villingen. Er hat damals einige Einblicke darauf gegeben, wie ihn der Verlust der Eltern das ganze Leben nicht verlassen hat, z.B. sagte er auf die Frage:

Hatte er als Kind oft Angst?


  • Ja - er hatte sein ganzes Leben zu tun mit Angst vor Zurückweisung, Verlassenwerden. Er hatte 20 - 30 Jahre lang Alpträume (heute ist es nicht mehr so, aber er musste sein ganzes Leben darum kämpfen).
  • Er wurde von seinen Eltern verlassen - im Kopf kann er das wohl verstehen.


Josef Haberer ist 11.6.2013 in den USA gestorben.

Quellen: Städtisches Archiv Villingen-Schwenningen, Veröffentlichungen und Vorträge von Josef Haberer; Entschädigungsunterlagen s. Staatsarchiv Freiburg
Detaillierte Quellenangaben über Heinz Lörcher Lö 22.12.2013