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Biographien

Villinger und Schwenninger Schicksale

Viele der bisher in den Mahnwachen verlesenen Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus in Villingen und Schwenningen sind hier, oder über die linke Seitenleiste auswählbar.

Alphabetisch geordnet






Fritz und Maria Restle (04.04.1895-01.01.1981)

Fritz Restle hat sich seit seiner Jugend sowohl in der Gewerkschaftsbewegung als auch nach dem 1. Weltkrieg in den sozialistischen Parteien engagiert. Das vor allem waren die Gründe, weshalb er in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und inhaftierte war – wie viele seiner Kollegen und Genossen. Auch hier in Villingen und Schwenningen.
Rengetsweiler, der Geburtsort Fritz Restles, liegt bei Meßkirch. Dort wurde er am 4. April 1895 als Sohn des Landwirts Georg Restle und dessen Ehefrau Valentina geboren. Dort lernte er nach dem Besuch der Volksschule das Schlosserhandwerk. Seit 1913 war er zunächst Mitglied der Christlichen Metallarbeitergewerkschaft, wechselte nach dem Krieg in den Metallarbeiterverband der freien Gewerkschaften, denn seine Kriegserfahrungen hatten ihn der sozialistischen Arbeiterbewegung nahegebracht. 1917 trat er in die USPD ein, fand fünf Jahre später bei den Mehrheitssozialisten, bei der SPD, endgültig seine politische Heimat.
Seit dieser Zeit fand Fritz Restle einen Arbeitsplatz als Werkzeugschlosser bei der Fima SABA, zunächst in Triberg, dann in Villingen, wo er sich mit seiner Ehefrau Maria in der Germanstraße niederließ.
Neben seiner gewerkschaftlichen Arbeit als Betriebsrat, dann als Betriebsrats- vorsitzender, engagierte er sich in der Villinger Lokalpolitik. So wurde er für die SPD schon 1924 in den Bürgerausschuss gewählt, ab 1930 war Fritz Restle Mitglied des Stadtrates, bis zum Verbot der Partei.
Die Regierungsübernahme durch Hitler und seiner Partei, unter Beteiligung der DNVP und des "Stahlhelms", am 30. Januar 1933 wurde von vielen Sozialisten, Kommunisten und Gewerkschaftlern noch nicht als Alarmsignal gesehen. Sondern eher als letzter Versuch, eine rechtsgerichtete Regierung zu etablieren, die, so die Annahme und Hoffnung, in kürzester Zeit scheitern würde. Die dann notwendigen Neuwahlen würden, man glaubte ja noch fest an die Einhaltung demokratisch, verfassungsgemäßer Regeln, einen Linksruck mit sich bringen. Wie wir wissen, kam es anders.
Parteien und Gewerkschaften wurden verboten, deren Mitglieder und Funktionäre verfolgt, misshandelt, in sogenannte "Schutzhaftlager" verbracht. Hier in Villingen waren unter anderen der Gewerkschafter Wilhelm Schifferdecker, die SPD Mitglieder Josef Heid und Ludwig Uebler die Opfer nationalsozialistischer Schlägerbanden. Fritz Restle blieb von körperlichen Misshandlungen zwar verschont, versteckte sich - wie er selbst berichtete – zeitweise in einem Gartenhäuschen vor den Nazis.
Als "sturer Marxist", so die Begründung, entließ ihn die Geschäftsleitung der Firma SABA im Mai 1934 auf Betreiben der nationalsozialistischen Betriebs – Obleute. Nach einigen Monaten der Arbeitslosigkeit fand Restle zunächst eine Beschäftigung als Bauhilfsarbeiter, dann – Anfang 1935 – eine feste Anstellung bei der Maschinenfabrik Binder als Schlosser. So waren Fritz Restle und seine Frau wenigstens materiell abgesichert, wenn auch über viele Jahre hinweg mit einem wesentlich geringeren Einkommen als bei seiner ursprünglichen Arbeitsstelle bei SABA. Während des Krieges nahm das Ehepaar Restle ein Pflegekind auf.
Das missglückte Attentat auf Hitler im Juli 1944 löste eine Verhaftungswelle in ganz Deutschland aus, von der vor allem tausende ehemalige Funktionäre der SPD, KPD und den Gewerkschaften erfasst wurden. Als "grundsätzlicher Gegner des Naziregimes" wurde auch Fritz Restle am 25. August 1944 von der Gestapo abgeholt, zunächst in das KZ Natzweiler verbracht, von dort nach Dachau und schließlich in das berüchtigte KZ Mauthausen bei Linz. Nach 10 Wochen harter Zwangsarbeit und größter körperlicher Qual – aber immerhin mit dem Leben davongekommen – erfolgte seine Entlassung nach Villingen mit der Auflage sich regelmäßig bei der Ortspolizei und der Gestapo zu melden.
Für mehrere Wochen musste sich Fritz Restle in ärztliche Behandlung begeben. Neben äußerst bösartigen Geschwüren an den Beinen, war sein Allgemeinzustand erbärmlich und besorgniserregend, so sein Hausarzt Dr. Häßler in seinem Attest.
Gesundheitlich zwar geschädigt, aber ungebrochen in seiner politischen Haltung, beteiligte sich Fritz Restle nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes am Wiederaufbau der Metallarbeitergewerkschaft in Villingen, deren Leitung er bis 1960 übernahm. In dieser Funktion war er an der Gründungsversammlung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in München 1949 beteiligt.
Auch an der Neugründung der SPD in Villingen im März 1946 hatte er wesentlichen Anteil und wird zum 1. Vorsitzenden gewählt. Seine Partei vertrat er bis Ende der 60er Jahre im Gemeinderat.
Für sein – wie es heißt- "Eintritt für die Gewerkschaftsrechte und die Demokratie" wird Fritz Restle in späten Jahren mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Derselbe Staat billigte ihm für seine fast 2 ½ monatige KZ-Zeit eine Entschädigung von 350.- DM zu. Das macht 5.- DM pro Tag. Fritz Restle starb 86jährig im Jahr 1981 in Villingen.